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Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 26. Februar 2013, 18:31
von kasapv
Will mal kurz meinen Eindruck von meinem allerersten Renntraining beschreiben. Ich habe rund 100.000km Landtrasse seit Juli 2007 gefahren. Sonntag war ich das erste Mal zu einem Renntraining, was auch mein allererstes Mal auf einer Rennstrecke bedeutete. Der Trainer ist einer von den offiziellen der Mexikanischen Federation für Motorradsport. Am Ende des Kurses gab es ein Zertifikat, was z.B. auch eine Bedingung ist, um die Rennfahrerlizenz für 2013 zu beantragen.

Mit in den ersten Runden wurde mir bewusst, wie leicht es ist, sich auf der Renne hinzubretzeln. Kein Verkehr, keine Schlaglöcher, keine Tiere, einfach nur Mann, Maschine und eine Strecke mit viel Grip. Die Kurven sind allerdings technisch und tückisch, was ja auch anderweitig zu langweiligen Rennen führen würde. Aber so lässt man sich halt schnell mitreissen und zieht am Hahn und ehe man sich's versieht, haut's einen raus. Ist MIR nicht passiert, aber ich habe wohl gemerkt, wie schnell das passieren kann. An einer Stelle zog mich der Trainer raus und meinte: "Du bist ein Haar davon entfernt, dich langzumachen. Dein Mopped kann nicht tiefer. Du musst tiefer!"

Der Instructor, der auch Rennschule unterhält, bemerkte, dass es am Sinnvollsten ist, mit 125ccm anzufangen. Genau, wie es ja im MotoGP seit jeher gemacht wird. Es wurde mir schnell klar, dass man mit einer 600er, die man ja so gut im Griff hat, beim Üben der entsprechenden Fahrpraktiken schnell überfordert sein kann. Die Maschine kann einfach mehr, als ein unerfahrener Pilot. Punkt. Sich erstmal die richtige Technik auf einer kleinzylindrigen Maschine anzueignen, die Fehler schneller verzeiht, macht definitiv Sinn.

Es wurde uns relativ leicht gemacht, die richtige Linie zu finden, weil Hütchen aufgestellt wurden. Die musste man im Grunde genommen nur anpeilen und dann vorausschauend den nächsten anvisieren. In einem richtigen Rennen auf neuer Strecke die richtige Linie zu finden, ist in der Tat schwieriger als man meint.

Schlussendlich war ich überrascht, wie so ein paar Runden schlauchen. Einmal fuhr ich raus. Trank etwas Wasser. Ruhte meine müden Arme aus und fuhr mit dem Vorsatz wieder rein, noch gut das Erlernte zu Üben. Ich merkte schon in der darauf folgenden 2. Runde, dass ich nichtmal mehr die Hütchen sah, so erschöpft war ich. So sehr ich auch besser werden wollte, ich musste mir eingestehen, dass für den Tag Schluss war. Hätte ich nicht auf meinen Körper gehört, hätte ich mich über kurz oder lang gelegt.

Drei Erkenntnisse:
Nun sehe ich ein Rennen von 25 Runden mit ganz anderen Augen. Es ist in der Tat eine sportliche Leistung sie zu überstehen. Dann noch der Schnellste zu sein, ist ein Erfolg, auf den man wirklich stolz sein kann.

Der auf der Rennstrecke praktizierte Fahrstil hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS, auf der Strasse zu suchen. Schnell fahren, über dem gesetzlichen Limit zu fahren, ist ja ok, solange alles kontrollierbar ist. Aber gegen Autos oder andere Motorradkollegen auf Biegen und Brechen sich auf der Strasse beweisen zu wollen, führt früher oder später zur Tragödie. Geniesst die Landstrasse und wenn ihr euch messen wollt, dann dort wo das Umfeld kontrolliert ist, und eine Ambulanz bereit steht.

Maschinen die auf der Renne bewegt werden, sind auf jeden Fall schneller abgenutzt. Auf der kurvigen recht kleinen 4km+ Strecke kam ich nur dazu, die ersten 3 Gänge zu benutzen. Wer jemals in Erwägung zieht, eine Maschine, die ausschliesslich auf der Renne bewegt wurde, sich für die Strasse herzurichten, der wird sicher sehr schnell und sehr viel Kohle reinstecken müssen.

PS:
Only in Mexico Moment ... Mitten in den Runden musste natürlich ein Hund über die Renne kreuzen. Zum Glück rechtzeitig gesehen und verscheucht. Niemand hat sich deswegen gelegt.

PSS:
Einmal war ich gerade dabei meine Karre rechts umzulegen, um die Kurve zu nehmen, als ich im letzten Moment einen Auspuff hörte und als mein Kopf nach rechts ging, war neben mir schon eine Maschine, auf die ich die meinige um ein Haar angelehnt hätte. Der Fahrer entschuldigte sich auch sogleich.

Edit:
Bildergalerie

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 26. Februar 2013, 21:28
von Muh-kuh-chickie
Sehr schön geschrieben!!! :daumen:
Sehe ich komplett auch so!

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 26. Februar 2013, 21:45
von Martin
eigentlich nix mehr hinzuzufügen.


kasapv hat geschrieben:
Der auf der Rennstrecke praktizierte Fahrstil hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS, auf der Strasse zu suchen. Schnell fahren, über dem gesetzlichen Limit zu fahren, ist ja ok, solange alles kontrollierbar ist. Aber gegen Autos oder andere Motorradkollegen auf Biegen und Brechen sich auf der Strasse beweisen zu wollen, führt früher oder später zur Tragödie. Geniesst die Landstrasse und wenn ihr euch messen wollt, dann dort wo das Umfeld kontrolliert ist, und eine Ambulanz bereit steht.



dem kann ich nur zu 1000% beipflichten.

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 26. Februar 2013, 22:25
von kasapv
Die Strecke ist übrigens gerademal 2.400m lang. Die Tribünen fassen rund 8.000 Zuschauer.

Bild

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Mittwoch 27. Februar 2013, 14:42
von Herby
Glückwunsch zum gelungen und heile gebliebenen Tag.
Und wurde ein Zünder geboren! :trink:

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Mittwoch 27. Februar 2013, 14:50
von kasapv
Nö, ich bleibe weiterhin Landstraßenfahrer. 400km Anreise zur nächsten Strecke ist mir etwas weit. Außerdem geht das doch ordentlich aufs Material. Und auf meine alten Tage noch in ein Rennbike zu investieren, fehlt mir etwas die Lust, das Geld und die Zeit.

Track Days wo jeder sich gegen kleines Entgelt kaputt fahren darf, werde ich auch sicher nicht besuchen. Aber wenn so ein professioneller Kurs wieder angeboten wird und ich es zeitlich einrichten kann, dann bin ich bestimmt wieder dabei.

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Mittwoch 27. Februar 2013, 17:41
von Herby
Schade...

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Freitag 1. März 2013, 18:41
von Krambambulli
Abwarten Herby abwarten......der fährt mal wieder auf der Landstraße und spätestens nach'm 3ten Auto nervt ihn das überholen und aufn Tacho schau'n. Den Virus wird man nicht los.

Der auf der Rennstrecke praktizierte Fahrstil hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS, auf der Strasse zu suchen. Schnell fahren, über dem gesetzlichen Limit zu fahren, ist ja ok, solange alles kontrollierbar ist. Aber gegen Autos oder andere Motorradkollegen auf Biegen und Brechen sich auf der Strasse beweisen zu wollen, führt früher oder später zur Tragödie. Geniesst die Landstrasse und wenn ihr euch messen wollt, dann dort wo das Umfeld kontrolliert ist, und eine Ambulanz bereit steht.

Und nicht zu vergessen die Männchen am Rand die dir sagen "Achtung nach der nächsten Kurve ist irgendwas".....bzw dir durch ihre Untätigkeit klar machen, die nächste Kurve geht voll ;)

Noch 55Tage :rock: :rock: :rock:

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Freitag 1. März 2013, 18:49
von kasapv
Ich schau doch nicht auf den Tacho bei der Geschwindigkeit und dem Verkehr. :twisted:

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Freitag 1. März 2013, 20:34
von kasapv
Hier noch ein paar Fotos.

curso en pista GDL 001.jpg


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Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Freitag 1. März 2013, 22:46
von Herby
Wo sind die Aktionpics?

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Freitag 1. März 2013, 23:07
von kasapv
Tjoa, frag mal den Fotografen. Die Perle vom Trainer hatte die besten gemacht, welche dann für die Theoriestunden genommen wurden. Die hat sie aber (zumindest bisher) nicht auf Facebook hochgeladen. Es soll auch noch ein Videozusammenschnitt kommen. Sobald ich was finde pack ich's hier rein.

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 12. März 2013, 14:59
von Odin
Super geschrieben, toller Bericht, da bekommt man selber gleich Lust. :rock: Sag mal, wie kommt man an so einen "Kurs" ran und was koster der Spaß?

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 12. März 2013, 20:11
von Krambambulli
Odin hat geschrieben: Sag mal, wie kommt man an so einen "Kurs" ran und was koster der Spaß?

Hinfahren :-)

Je nach Strecke und Veranstalter 80€ aufwärts

Ausrechnen, was ein ganzes Wochenende kostet sollte man lieber nicht! ;) Und merke: sparst du am Reifen wird nur die Reparatur teurer! :unschuld:

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Dienstag 12. März 2013, 21:27
von Herby
Odin hat geschrieben:Super geschrieben, toller Bericht, da bekommt man selber gleich Lust. :rock: Sag mal, wie kommt man an so einen "Kurs" ran und was koster der Spaß?


Kommt drauf an was Du suchst, aber was auch immer Du machst, fahr auf keinen Fall zu den sogenannten Touristenfahrten ( in Deutsch "Terroristenfahrten") - da sind zuviele unterschiedliche Schnelle (teilweise gänzlich Unerfahrene aber gleichzeitig auch Superschnelle) zugleich auf der Strecke. Das geht drunter und drüber und teilweise ist es sau gefährlich.

Für's erste Mal empfehle ich ein instruktorgeführtes Perfektionstraining, Sportfahrertraining oder Renntraining bei einem der renommierten Veranstalter (Adac, Speer, Dunn, Bartz, Doc Scholl, etc)...

...sonst geht's Dir wie diesem armen Vogel:


Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Donnerstag 14. März 2013, 14:57
von Odin
danke für die anregungen, werd mich da mal schlau machen :)

Re: Mein erstes Mal ... auf der Renne

BeitragVerfasst: Donnerstag 14. März 2013, 22:34
von Herby
Ne gute Übersicht über Trainings und Veranstalter und Tipps für Rookies findest Du unter:

http://www.racing4fun.de/termine.html
http://www.racing4fun.de/mopped.html