Will mal kurz meinen Eindruck von meinem allerersten Renntraining beschreiben. Ich habe rund 100.000km Landtrasse seit Juli 2007 gefahren. Sonntag war ich das erste Mal zu einem Renntraining, was auch mein allererstes Mal auf einer Rennstrecke bedeutete. Der Trainer ist einer von den offiziellen der Mexikanischen Federation für Motorradsport. Am Ende des Kurses gab es ein Zertifikat, was z.B. auch eine Bedingung ist, um die Rennfahrerlizenz für 2013 zu beantragen.
Mit in den ersten Runden wurde mir bewusst, wie leicht es ist, sich auf der Renne hinzubretzeln. Kein Verkehr, keine Schlaglöcher, keine Tiere, einfach nur Mann, Maschine und eine Strecke mit viel Grip. Die Kurven sind allerdings technisch und tückisch, was ja auch anderweitig zu langweiligen Rennen führen würde. Aber so lässt man sich halt schnell mitreissen und zieht am Hahn und ehe man sich's versieht, haut's einen raus. Ist MIR nicht passiert, aber ich habe wohl gemerkt, wie schnell das passieren kann. An einer Stelle zog mich der Trainer raus und meinte: "Du bist ein Haar davon entfernt, dich langzumachen. Dein Mopped kann nicht tiefer. Du musst tiefer!"
Der Instructor, der auch Rennschule unterhält, bemerkte, dass es am Sinnvollsten ist, mit 125ccm anzufangen. Genau, wie es ja im MotoGP seit jeher gemacht wird. Es wurde mir schnell klar, dass man mit einer 600er, die man ja so gut im Griff hat, beim Üben der entsprechenden Fahrpraktiken schnell überfordert sein kann. Die Maschine kann einfach mehr, als ein unerfahrener Pilot. Punkt. Sich erstmal die richtige Technik auf einer kleinzylindrigen Maschine anzueignen, die Fehler schneller verzeiht, macht definitiv Sinn.
Es wurde uns relativ leicht gemacht, die richtige Linie zu finden, weil Hütchen aufgestellt wurden. Die musste man im Grunde genommen nur anpeilen und dann vorausschauend den nächsten anvisieren. In einem richtigen Rennen auf neuer Strecke die richtige Linie zu finden, ist in der Tat schwieriger als man meint.
Schlussendlich war ich überrascht, wie so ein paar Runden schlauchen. Einmal fuhr ich raus. Trank etwas Wasser. Ruhte meine müden Arme aus und fuhr mit dem Vorsatz wieder rein, noch gut das Erlernte zu Üben. Ich merkte schon in der darauf folgenden 2. Runde, dass ich nichtmal mehr die Hütchen sah, so erschöpft war ich. So sehr ich auch besser werden wollte, ich musste mir eingestehen, dass für den Tag Schluss war. Hätte ich nicht auf meinen Körper gehört, hätte ich mich über kurz oder lang gelegt.
Drei Erkenntnisse:
Nun sehe ich ein Rennen von 25 Runden mit ganz anderen Augen. Es ist in der Tat eine sportliche Leistung sie zu überstehen. Dann noch der Schnellste zu sein, ist ein Erfolg, auf den man wirklich stolz sein kann.
Der auf der Rennstrecke praktizierte Fahrstil hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS, auf der Strasse zu suchen. Schnell fahren, über dem gesetzlichen Limit zu fahren, ist ja ok, solange alles kontrollierbar ist. Aber gegen Autos oder andere Motorradkollegen auf Biegen und Brechen sich auf der Strasse beweisen zu wollen, führt früher oder später zur Tragödie. Geniesst die Landstrasse und wenn ihr euch messen wollt, dann dort wo das Umfeld kontrolliert ist, und eine Ambulanz bereit steht.
Maschinen die auf der Renne bewegt werden, sind auf jeden Fall schneller abgenutzt. Auf der kurvigen recht kleinen 4km+ Strecke kam ich nur dazu, die ersten 3 Gänge zu benutzen. Wer jemals in Erwägung zieht, eine Maschine, die ausschliesslich auf der Renne bewegt wurde, sich für die Strasse herzurichten, der wird sicher sehr schnell und sehr viel Kohle reinstecken müssen.
PS:
Only in Mexico Moment ... Mitten in den Runden musste natürlich ein Hund über die Renne kreuzen. Zum Glück rechtzeitig gesehen und verscheucht. Niemand hat sich deswegen gelegt.
PSS:
Einmal war ich gerade dabei meine Karre rechts umzulegen, um die Kurve zu nehmen, als ich im letzten Moment einen Auspuff hörte und als mein Kopf nach rechts ging, war neben mir schon eine Maschine, auf die ich die meinige um ein Haar angelehnt hätte. Der Fahrer entschuldigte sich auch sogleich.
Edit:
Bildergalerie