Nazareth hat geschrieben: wer mehr sehen will, siehe hier: http://picasaweb.google.de/dominiknork/Vietnam2#
Jedem Tag sein "Whatthefuck?"-Moment
In Vietnam gibt es eigentlich keinen Tag der durchgehend von Langeweile geprägt ist. Wenn es schon nichts zu tun gibt und der ganze Tag verregnet ist, irgendwie schafft es dieses Land immer mindestens einen "Whatthefuck?"-Moment (zu deutsch: "WaszurHölle?"-Moment) einzubauen. Das sind diese Momente in denen sich einem offenbart, dass dieses Land auch nach so vielen Monaten immernoch fremd bleibt, die Kultur anders ist und sich das Verhalten der Menschen eben manchmal jeglicher "westlichen" Denklogik entzieht. Dann steht man da und denkt erstmal nur "Was zur Hölle ist hier eigentlich los?", dann versucht man es zu verstehen und dann kommt man entwederm irgendwann hinter den Grund oder man gibt auf und akzeptiert die Dinge, wie sie eben sind. Wie gesagt gibts solche Momente immer mindestens einmal am Tag, manchmal sogar häufiger aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, rechne jederzeit damit und freue mich manchmal sogar darauf. Im Nachhinein kann man sich nämlich oft köstlich darüber amüsieren. Vielleicht sollte ich auch mal anfangen, jeden Tag meinen "Whatthefuck?"-Moment zu dokumentieren. Die Liste wäre sicherlich lustig.
Aber jetzt erstmal, zur besseren Veranschaulichung, ein paar Highlights der letzten Monate die mir gerade spontan einfallen:
- Ich fahre den Highway entlang, sehe ein Kind mit Reishut auf einem Wasserbüffel reiten. "Tolles Motiv!", denke ich, halte an. Doch bevor ich noch meine Kamera rausgeholt habe, tauchen aus den Reisfeldern urplötzlich noch mehr Kids auf und scheinen den Braten gerochen zu haben. Ein paar postieren sich unheimlich gestellt um den Wasserbüffel, während ich von weiteren vier Jungs umringt werde, die alle gleichzeitig auf mich einreden und Geld ("One Dollar, one Dollar, one Dollar!") für das Foto verlangen. Alle Beteuerungen, wohlgemerkt auf Vietnamesisch, dass ich nur ein armer Student bin und kein amerikanisches Geld bei mir habe, zum Trotz geben die Jungs nicht auf und lassen sich auch nicht von ihren Posen um den Büffel abhalten. Schließlich wird es mir zu doof und ich fahre weiter.
- Wir suchen einen Laden. Uns wird die Straße genannt und sogar auf dem Stadtplan gezeigt, wo diese zu finden sein soll. Als wir aber an besagter Stelle ankommen, heißt die Straße ganz anders, von dem Laden keine Spur. Selbst ein altgedienter Mopedtaxi-Fahrer kann uns nicht weiterhelfen. Er kennt in der ganzen Stadt weder den Laden noch eine Straße mit diesem Namen.
- Hanoi, Touristarea: Hier gibt es viele die einem was verkaufen wollen, besonders, wenn man weiße Haut hat, nichts ungewöhnliches. Aber plötzlich kommt hinter einem Toilettenhäuschen ein Kerl mit einem Arm voller Bücher vorgesprungen und will mir Reiseführer andrehen. Ich erschrecke mich fürchterlich, der Typ ebenfalls, wirft mir einen entschuldigenden Blick zu und verschwindet wieder hinter dem Klo.
- Wir sitzen in einem Restaurant zum Frühstück/Mittagessen. Da fährt eine ganze Kolonne Cyclofahrer vorbei, einer hat einen Schrank vornedrauf, der nächste eine Matratze, der nächste Tisch samt Stühlen, usw... bis schließlich ein ganzer Hausrat an uns vorbei gezogen ist. Im letzten Gefährt sitzt dann eine ältere Dame die das Ganze beaufsichtigt. Muss wohl eine Art Umzug auf Vietnamesisch gewesen sein.
Das nur mal um ein paar Beispiele zu nennen.
Nazareth hat geschrieben:- Hanoi, Touristarea: Hier gibt es viele die einem was verkaufen wollen, besonders, wenn man weiße Haut hat, nichts ungewöhnliches. Aber plötzlich kommt hinter einem Toilettenhäuschen ein Kerl mit einem Arm voller Bücher vorgesprungen und will mir Reiseführer andrehen. Ich erschrecke mich fürchterlich, der Typ ebenfalls, wirft mir einen entschuldigenden Blick zu und verschwindet wieder hinter dem Klo.
Hurthi hat geschrieben:würd mir wohl ständig in die Buchse machen
Und das alkoholische "Highlight" wurde dann heute beim Abendessen nachgeliefert. Ich habs mal wieder gewagt, zusammen mit den Vietnamesen zu essen, was Sonntags hier traditionell von Alkoholika begleitet wird. Heute gab es Vogelschnaps. Vielleicht hat ja der ein oder andere Lust, das auch mal zu probieren. Kein Problem, lässt sich ganz einfach selbst machen:
Man nehme einen toten Vogel, in diesem Fall eine Krähe, stecke ihn komplett so wie er ist in ein großes Behältniss mit klarem Alkohol und lasse die Sache 3 bis 4 Monate "ziehen". Die Flüssigkeit wird dann abgeschöpft, mit Reisschnaps verdünnt und dann bei Zimmertemperatur in kleinen Porzelanstamperln serviert. Viel Spaß beim selber ausprobieren. Der Geschmack könnte mitunter jedoch leicht, äh, gewöhnungsbedürftig sein.
acid hat geschrieben:Schöne Bilder
Generalausfall
Kurze Entschuldigung, dafür dass ich mich mal wieder lange nicht gemeldet hab. Diesmal lag es allerdings nicht an meiner Faulheit (zumindest nicht ganz). Nein zur Zeit fällt irgendwie alles gerne mal aus.
Aufgrund des Wassermangels in den Kraftwerken wird der Strom selbst bei uns am Ar*** der... äh am Waldrand immer öfter abgestellt - laut Zeitplan einen Tag vormittags, einen Tag nachmittags und dann einen Tag lang garnicht. Dass dieser offizielle Zeitplan allerdings soviel aussagt wie ein Schuhkarton voller Erdnussschalen, will ich jetzt garnicht weiter ausführen. Die Stromausfälle selbst sind auch erträglich, wenn man weiß sich zu helfen - nicht bewegen, geschlossene dunkle Räume aufsuchen, auf dem Boden schlafen etc. Außerdem habe ich so immer einen Grund meine Kamera zu packen, auf den Berg zu fahren und ein paar Stunden am/im Wasserfall auf gute Motive zu warten (jaja ich weiß, mein Job ist beschissen )
Nerviger hingegen ist, dass das Modem die Hitze wohl nicht so vertragen hat und nun nicht mehr funktioniert. Ist in Vietnam eigentlich kein Problem, weil man in Vietnam alles irgendwie reparieren kann. Das Problem derzeit ist, dass sich augenscheinlich keiner zuständig fühlt und ein Anruf bei der Telefongesellschaft (am letzten Montag) bisher auch keinen Techniker herbei gezaubert hat. Derzeit schreibe ich auch von Hue aus, wohin ich übers Wochenende mal wieder geflüchtet bin. Da werde ich morgen wohl wiedermal den unentspannten Deutschen raushängen lassen müssen und so lange jeden nach dem Modem fragen, bis endlich was passiert.
Das hat beim Wasser schließlich auch geklappt - und das war immerhin der nervigste Zwischenfall der letzten Woche: Mitten in der größten Hitzewelle kommt für zwei Tage bei uns im Haus kein Wasser mehr aus der Leitung, obwohl man sich jetzt 3-4mal am Tag duschen muss (um danach sofort wieder verschwitzt zu sein). Und dafür jedesmal das Badezimmer im Besucherzentrum aufzusuchen ist auch irgendwie seltsam, wenn draußen vor der Tür Touris rumstehen. Erst ließ sich keiner unserer Haustechniker finden, dann hieß es, jetzt wäre ohnehin schon fast Wochenende, da geht nichts mehr und weitere typische vietnamesische Ausreden, wenn sie nicht beim Kartenspielen gestört werden wollen. Bis ich schließlich zufällig den Vizedirektor beim Frühstück treffe und ganz beiläufig erwähne, dass das komplette Gästehaus seit zwei Tagen ohne Wasser ist. Ein paar Stunden später konnte ich auf meinem Zimmer wieder duschen.
Soweit so gut, mal sehen, wann ich mich wieder melden kann.
PS: Dass ich letztes Wochenende in Hoi An tauchen war, will ich euch garnicht auf die Nase binden... die Sicht war eh nicht so toll und das Ganze wartet auf Wiederholung.
TapTapTap
... macht es, wenn einem die Nephila über den Hut läuft.
Alle arachnophoben Leser sollten jetzt am besten ganz schnell aufhören und lieber ihre Emails checken. Für alle anderen folgt jetzt eine kleine Geschichte, die ihr dann euren arachnophoben Freunden per Email schicken könnt, um sie zu ärgern...
Heute hat es im Wald vor Spinnen gewimmelt. Wir hatten ja in letzter Zeit schon recht viele Nephila pilipes, oder "Seidenspinnen", die ihr bestimmt von meinen Bildern kennt. Das sind diese schwarz-gelben Biester, die mitsamt Beinen locker mal größer als eine Handspanne werden. Davon haben wir hier zwei verschiedene Subspezies, deren genaue Bezeichnung ich grade nicht hinkriege... die eine hat jedenfalls nen dicken Ar***, die andere nen Dünnen.
8 Nephilas habe ich heute gesehen, eine davon bei der Paarung und eine hatte ich auf mir.
Da die Tierchen mit den großen roten Beißzangen ihre 2-3Meter-Netze gerne mal einfach über den Weg spannen, musste es ja passieren, dass ich irgendwann mal von was anderem abgelenkt bin und voll in eines dieser Dinger reinlaufe. Und diese festen Netze werden teilweise sogar als Fischernetze benutzt, da merkt man auf jeden Fall, wenn man drin hängt. Der Biss ist zwar nicht tödlich, dürfte bei solchen Beißerchen allerdings schmerzhaft sein und könnte sogar Narben hinterlassen. Normalerweise sind die Nephilas ja ziemlich scheu und verkriechen sich immer schon ans oberste Ende ihres Netzes, wenn sie einen kommen sehen. Ich habs aber geschafft mit so einem Schwung da durch zu rauschen, dass ich das komplette Netz mitgenommen hab. Erstmal verdattert drehe ich mich also um, schaue nach oben und in Sekundenschnelle schießen mir diese Schlussfolgerungen durch den Kopf: Netz weg -> Spinne weg -> sch****!
Weil ich immer brav aufpasse, wenn mir jemand was erzählt (hähä), blieb ich völlig regungslos stehen. Ein paar Sekunden später höre ich jedenfalls das leise Tappen der großen Spinne mit dem dünnen Ar*** auf meiner Hutkrempe. Kurz hingehorcht wo genau sie da oben rumläuft und dann mit einem Ruck den Hut auf den Boden geworfen. Da lag sie nun auf dem Rücken und guckte mindestens genauso verdattert aus der Wäsche wie ich. War für sie bestimmt auch ein Schreck, wenn so ein riesen Affe einfach durch ihre Wohnung rauscht. Schließlich gingen wir beide noch etwas benommen von dem Schrecken unserer Wege. Ich war noch nie so froh gewesen einen Hut zu tragen.
Jetzt hab ich mir meine Nachtruhe verdient, immerhin bin ich heute 15 Kilometer bei 35-40 Grad und ca. 80% Luftfeuchtigkeit gelaufen - die Hälfte davon steil bergauf und in praller Sonne.
Gute Nacht
kasapv hat geschrieben:Hey, cool. Ich glaube wir haben hier die gleichen. Die Aussenfaeden des Netzes sind gelb, nicht wahr? Das sind die extra starken Haltefaeden.
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