Zen
Nach 3 Tagen im Zen-Kloster fühlt es sich an, als hätte jemand den Zeitraffer angestellt. Es hat einige Momente gedauert, bis ich mich wieder an die "Realität" gewöhnt hatte. Aber wenigstens die Internetverbindung denkt an mich und ist heute noch langsamer als sonst...
Als ich am Dienstagmorgen über den See fuhr war mir noch etwas unwohl bei dem Gedanken, wie die Mönche mich wohl aufnehmen würden. Aber nach den ersten 5 Minuten waren diese Bedenken verflogen. Obwohl es sich natürlich in der letzten Woche herum gesprochen hatte, dass ein Ausländer kommen würde, wurde ich, für vietnamesische Verhältnisse, erstaunlich unaufgeregt begrüßt und auch mit den örtlichen Wachhunden war ich nach ein paar Streicheleinheiten schon per "Du". Es war schon ein unheimlich angenehmer Kontrast die Mönche mit der typisch buddhistischen Zurückhaltung kennen zu lernen - Vietnamesen sind in dieser Hinsicht ja relativ unbefangen... der übliche Smalltalk läuft ja in etwa so ab: 1. "Where are you from?" - 2. "How old are you?" - 3. "Are you married?"... Von den Mönchen kam diese Frage erst kurz vor meiner Abreise, als ich schon gar nicht mehr darauf gefasst war.
Man hatte mir eine kleine Kammer mit Bett freigeräumt und hätte mir sogar eine Matratze gegeben, wenn ich eine gebraucht hätte. Aber für Matratzen ist es in den letzten Monaten einfach zu heiß gewesen, sodass ich mittlerweile lieber auf einer Bambusmatte schlafe. Zwei der Mönche sprachen einigermaßen gutes Englisch, einige andere eher Stückweise und mit dem Zen-Meister (in dessen Haus ich wohnen durfte) musste ich mich eben auf vietnamesisch verständigen. Und das fiel mir leichter, als ich gedacht hatte - aber nach beinahe 11 Monaten in Vietnam auch nicht zu überraschend. Nachdem man mich auch mit einer einigermaßen passenden hellblauen Schülerkutte versorgt hatte, wurde ich ohne weitere Sonderbehandlung in den normalen Tagesablauf der übrigen Mönche und Schüler integriert. Und der lief in etwa so ab:
3:00 Aufstehen
3:30-5:00 Meditation
5:55 Frühstück
7:30-9:30 Tägliche Arbeiten
9:30 Studienzeit
11:30 Mittagessen
12:30-14:00 Mittagsruhe
14:30 Studienzeit
16:30 Kleines Abendessen
17:55 Rezitieren von Sutren und Gebeten
19:30-21:00 Meditation
22:00 Nachtruhe
Das frühe Aufstehen war für mich nicht ungewohnt - sich anderthalb Stunden regungslos im Schneidersitz auf seine Atmung zu konzentrieren, ist allerdings unglaublich schwer. Mir war schon bewusst, dass es auch mit viel Übung nie einfach ist, seine Gedanken so lange unter Kontrolle zu halten. Was sich allerdings als viel schwieriger erwiesen hat, war so lange regungslos zu sitzen... irgend ein Körperteil schien immer aus der Reihe zu tanzen. Erst beschweren sich die Knie, dann die Füße, die Oberschenkel, der Rücken usw. Ist wohl auch Übungssache. Das Essen war natürlich durchweg vegetarisch. Eine nette Abwechslung zur sonst ziemlich fleischlastigen vietnamesischen Küche. In der Zen-Lehre ist man übrigens dazu angehalten während jeder Tätigkeit sich genau auf jede Bewegung und die Atmung zu konzentrieren. Also auch beim Kauen oder den täglichen Arbeiten. In meinem Fall war das, den Hof zu fegen, genauer gesagt: Fegen, Einatmen, Fegen, Ausatmen...
Das Buch über Meditationstraining, welches ich mir eigentlich für die Studienzeiten ausgeliehen hatte, habe ich ungefähr 30 Sekunden in der Hand behalten. Einer der Mönche war völlig hin und weg, als er gesehen hat, dass es von einem sehr berühmten Buddhisten aus Sri Lanka verfasst wurde. Die Bitte, ob er es sich für einen Tag ausleihen dürfte, konnte ich natürlich nicht abschlagen - aber er konnte es wohl einfach nicht aus der Hand legen und brachte es erst kurz vor meiner Abreise zurück. Dafür hat er mich aber auch 3 Tage lang mit allem englischen Lesestoff versorgt, den er im Kloster finden konnte. Die restlichen Pausenzeiten verbrachte ich hauptsächlich damit, mit meinem Meister über Bärte und anderen Nonsens zu diskutieren oder einfach die Ruhe zu genießen.
Am letzten Morgen wurde ich dann noch vom Abt des Klosters zu einer kleinen Bootstour rund um den See eingeladen. Dass gerade auch ein Journalist aus Saigon zu Gast war, stellte sicherlich den Hauptgrund dar, aber trotzdem eine nette Geste.
In den 3 Tagen hatte ich mich recht schnell in den Tagesrythmus eingelebt, eben einfach learning-by-doing, womit ich nicht nur mich sondern auch die Mönche etwas überrascht hatte. Der Abschied fiel mir dann etwas schwer, wobei ich jedoch ehrlich gestehen muss, dass das Klosterleben nichts für mich ist. Ein viel zu routinierter Alltag und ein quasi ereignissloses, nach innen bezogenes Leben sind nicht gerade ideal für mich. Trotzdem war es schön, den Puls ein paar Tage völlig zur Ruhe kommen zu lassen und, so komisch das klingt, ich habe das Gefühl, dass es auch in meinem Kopf etwas ruhiger geworden ist. Mal sehen, wie lange das anhält...
kasapv hat geschrieben:Geil, nur 2 Std. Arbeit am Tag
Nazareth hat geschrieben:damit sich eure Nerven gar nicht erst an Ruhe gewöhnen... wobei.. die Müncher sind doch relativ sicher vor mir
Resa hat geschrieben:Nazareth hat geschrieben:damit sich eure Nerven gar nicht erst an Ruhe gewöhnen... wobei.. die Müncher sind doch relativ sicher vor mir
Ich hoffe doch mal das mein Internet genauso zuverlässig sein wird wie deins
Ansonsten sinds morgen noch 30 Tage bis zum Rück-/ bzw. Hinflug
Vinh-tage
Letzte Woche hat mich wohl spontan der Teufel geritten, denn irgendwie hielt ich es für eine tolle Idee, nochmal eine Wochenendtour mit den wahnsinnigen Local-Busses zu unternehmen und mein Mopped beim Mechaniker für eine letzte Generalüberholung zu lassen. Im Endeffekt war es zwar nicht ganz so anstrengend wie erwartet, aber trotzdem bin ich heilfroh, wieder zuhause zu sein. Immerhin hat der Trip dahingehend seinen Zweck erfüllt, dass ich mich nochmal schön ausgiebig über ein paar vietnamesische Eigenheiten aufregen konnte und jetzt mit ein paar weniger Bauchschmerzen auf die Heimreise blicke.
Schon zu Beginn zeigte sich gleich, dass meine Erwartung, alles würde zumindest annähernd nach Plan verlaufen, völlig überzogen war. Der war grob: Morgens bis nach Hue, von dort den nächsten Bus packen und dann mal sehen wie weit ich nach Norden komme.
Zuerst musste ich gut 1 Stunde auf meinen Mechaniker warten, dessen Geschäft zwar geöffnet hatte, er aber irgendwo beim Frühstück saß. Dann fand ich allerdings recht schnell einen Bus nach Hue. Dort angekommen musste ich aber feststellen, dass ich vom südlichen Busbahnhof nicht weiter nach Norden kommen kann. Also ein Mopedtaxi gepackt und dem Fahrer erklärt, dass ich zum nördlichen Busbahnhof will. Warum der mich dann allerdings nur zum Bahnhof (also der mit Zügen) gebracht hat, verstehe ich bis heute nicht. Er zeigte nur nickend auf die Busse, die da standen, nahm mein Geld und war verschwunden, bis ich kapierte, dass ich hier völlig falsch war. Eigentlich kenne ich mich ja gut in Hue aus, doch von wo welche Busse fahren, hat mich bisher eben nicht interessiert. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, stattdessen etwas Zug zu fahren, aber das Gedränge am Kartenschalter hat mich schnell eines Besseren belehrt. Also wieder raus, das nächste Moppedtaxi bestiegen und damit endlich den richtigen Bussteig gefunden. Dort fragte ich die Dame am Schalter, wann der nächste Bus in Richtung Dong Hoi oder Vinh fahren würde und es folgte eine Reaktionskette, die man als einen großen "WTF-Moment" zusammen fassen kann: Zuerst sprang die Dame ganz aufgeregt aus ihrem Schalter, bedeutete mir kurz zu warten und rannte nach draußen. Und ich habe sicher nicht den Eindruck gemacht, als hätte ich es eilig... Dennoch kam sie nach ein paar Minuten nicht weniger aufgeregt zurück und schickte mich zu einem Mann, der draußen vor dem Eingang wartete. Dieser nahm mich am Arm, zog mich zu einem Bus, der gerade dabei war, abzufahren und ehe ich mich versah, saß ich drinnen. Ich schaute kurz auf die Buskennzeichnung und dachte mir "Gut, dann fahre ich jetzt eben nach Vinh". Doch nicht so schnell... Vietnamesen lieben es ja erst Hektik zu verbreiten, aber dann doch plötzlich in der Gegend herum zu bummeln, als hätten sie nichts weiter vor. Statt nach Vinh ging es nämlich erst einmal zurück in die Stadt, Passagiere aufsammeln. Dazu muss gesagt sein, dass Local-Busses keine festen Haltestellen haben, sammeln Passagiere einfach unterwegs auf und setzen diese auch wieder irgendwo entlang der Route ab. Dazu kommt, dass sie erst garnicht auf die Reise gehen, bis nicht mindestens 80% der Sitzplätze belegt sind (um dann nochmal doppelt so viele Leute unterwegs zusteigen zu lassen...). Also gondelten wir eine geschätzte halbe Stunde kreuz und quer durch Hue, ehe es endlich raus auf den Highway richtung Norden ging. Das Schild am Ortsausgang von Hue mit "Good Luck" kann man eigentlich nicht anders als ironisch auffassen. Vietnamesische Busfahrer sind mitunter das Wahnsinnigste was die Menschheit hervor gebrach hat. Aber darauf war ich gefasst, das war ganz normal, mitunter auch spannend. Worauf ich allerdings nicht gefasst war, war unser Schaffner an Bord. Diese Sorte von Mensch muss in wirklich jedem Land unsympatisch sein, in Vietnam sind sie auch noch unverschämt. Der Preis für ein Ticket bis nach Vinh steht einerseits außen auf dem Bus, andererseits konnte ich sehen, wieviel meine Sitznachbarn zahlten. Das hielt den Mann jedoch nicht davon ab, von mir "Tourist" das doppelte zu verlangen. Die einzig richtige Reaktion ist daraufhin immer erstmal strikte Verweigerung. Auf das was dann folgte, bin ich im Nachhinein sogar ziemlich stolz - nämlich mein erster richtiger Zoff komplett in Vietnamesisch. Erst war er natürlich verwundert, dass ich seine Sprache konnte, beharrte aber trotzdem stur auf dem doppelten Preis. Dann ging es noch eine ganze Weile hin und her, ich war schließlich bereit 150% zu zahlen, aber der Mann immernoch nicht zufrieden. Schließlich wollte er mich irgendwo in den Reisfeldern aussetzen. Kurz überlegte ich, stattdessen ihn aus dem Bus zu treten, immerhin stand er an der geöffneten Seitentür. Aber dann beschloss ich, dass ich lange genug wegen 4 Euro herum gestritten hatte und zahlte zähneknirschend. Später setzte er sich dann noch neben mich und versuchte mich mit der Erklärung zu besänftigen, dass Ausländer mehr zahlen müssten, weil der Bus höheres Bestechungsgeld in den Verkehrskontrollen zahlen müsste, wenn sie Weiße transportierten. Ich weiß zwar, dass das völliger Blödsinn ist, aber mittlerweile war ich darüber hinweg und nickte einfach nur buddhistisch lächelnd. Immerhin war es das letzte Mal, dass ich an diesem Wochenende übers Ohr gehauen wurde.
Da sich unterwegs kein besseres Ziel zum Aussteigen bot, erreichte ich gegen Abend schließlich Vinh. Dort traf ich mich mit ein paar Biologiestudenten, die ich im Nationalpark kennengelernt hatte und war heilfroh, dass sie mich gleich zum Abendessen einluden. Doch mein heftig knurrender Magen wurde dummerweise mit vietnamesischem Bittergemüse empfangen. Ich weiß leider nicht den richtigen Namen dieses Zeugs, essen kann ich es jedenfalls nicht. Unser Plan, dass ich ihnen am nächsten Tag Schwimmunterricht am Strand gebe, fiel aufgrund des Wetter allerdings ins Wasser. Genauso mein Plan, noch bis nach Hanoi weiter zu fahren, da ich einfach zu spät aufstand. So verbrachte ich den Samstag hauptsächlich damit, auf meinem Hotelzimmer zu entspannen und mit den Studenten Essen zu gehen. Als es darum ging, die Rückfahrt zu organisieren, stellte ich erfreut fest, dass die Fahrt im Schlaf-Bus genauso teuer ist, als wenn ich mich auf dem Local-Bus bescheißen lassen würde. Der Bus sollte um 15 Uhr abfahren und um 21 Uhr schon in Hue sein. Ich konnte es erst nicht glauben, dass der Bus wirklich 2-3 Stunden schneller sein sollte als die anderen, aber der Mann am Schalter bestätigte mir die Zeit auch nach dreimaligem Nachfragen. Keine Chance, das falsch zu verstehen... Als ich dann um 21 Uhr gerade mal auf der Hälfte der Strecke war, begann ich mich doch zu fragen, ob der Typ sich einfach nur verlesen hat oder mich belog, um mir das Ticket zu verkaufen. Aber ich hatte ihm ja vorher schon erklärt, dass ich eines haben wollte. Wie auch immer, die Fahrt war dann doch sehr entspannt, auch wenn die Liegen nur auf vietnamesische Körpermaße angelgt sind. Mit angewinkelten Beinen lässt es sich aber auch schlafen. Zum Glück bin ich rechtzeitig wieder aufgewacht, denn der Busfahrer schien mich vergessen zu haben und wäre beinahe durch Hue hindurch, ohne einmal zu halten. Den Rückweg in den Park habe ich dann sicherheitshalber am nächsten Morgen mit dem Shuttlebus der übrigen Kollegen aus Hue genommen.
Weil ich während der Busfahrt ein bisschen darüber sinniert habe und dieser Eintrag noch nicht lang genug ist, folgen jetzt ein paar (überlebens-)wichtige Verkehrsregeln für Mopedfahrer auf dem Highway:
- bei allen möglichen Situationen erst einmal die Reaktion der Vietnamesen abwarten und nachahmen
- Hupen ist nicht aufdringlich, eher ein Warnsignal oder einfach nur "Hallo, hier komme ich!"
- bei unklaren Situationen IMMER zuerst hupen
- bei Fußgängern, Radfahrern etc. am Straßenrand vorsichtshalber hupen
- nach Möglichkeit immer auf oder dicht am Seitenstreifen fahren
- beim Überholen von Bussen, LKWs usw. laut und häufig hupen
- beim Überholen von Bussen, LKWs usw. auf aus dem Fenster geworfene Flugobjekte achten (Plastiktüten und Bananenblätter sind nur etwas unangenehm, Taschentücher und gefüllte Kotztüten dagegen sehr)
- egal wie laut der überholende Bus/LKW hupt, auf keinen Fall erschrecken und aus der Spur fahren
- wenn sich entgegen kommende Busse/LKWs/Autos gegenseitig überholen, immer so weit wie möglich an den Fahrbahnrand ausweichen und abbremsen (Hupen hilft hier nicht)
- Mopeds die Schweine transportieren niemals auf der Seite überholen, zu welcher der "Ausgang" des Schweins zeigt
- schwer beladene Mopeds bremsen schlecht (oder garnicht)
- Busse/LKWs/Autos bremsen sowieso kaum
- offene LKWs verlieren gerne Ladung
- Radfahrer fahren IMMER in Schlangenlinien
- Ein Ast, Blätter, Gras etc. auf der Fahrbahn hat die gleiche Bedeutung wie ein Warndreieck in Europa
- busse/LKWs blinken immer erst während des Abbiegens
- bei Verkehrskontrollen ist mit abrupt bremsenden Fahrzeugen zu rechnen
- bei Verkehrskontrollen ist mit Polizisten in der Mitte der Fahrbahn zu rechnen
- bei Verkehrskontrollen NIEMALS Vietnamesisch sprechen und möglichst blöd stellen, so spart man Geld und Ärger
- bei Verkehrskontrollen erstmal dumm starren und ganz ruhig weiter fahren
- ständig und überall auf Schlaglöcher achten
- nachts hinter einem Bus/LKW fahren oder aufgrund der vielen Fernlichter eben "blind vertrauen"
- Fahrräder und Fußgänger sind generell nicht beleuchtet, manche Mopeds auch nicht
- Tiere scheren sich nicht um Fahrzeuge und überqueren unvermittelt die Fahrbahn (besonders gefährlich und stur sind Hühner, Hunde, Kühe und Büffel)
- Büffel am Straßenrand schleudern gerne mit Dreck
In den Städten zählen diese Regeln nur teilweise - dort heißt es vor allem Augen auf, schnell reagieren und immerzu hupen...
Für den letzten Eintrag dieses Blogs sollte ich mir eigentlich einen ganz besonderen Titel einfallen lassen. Irgend etwas Bedeutungsvolles, gleichzeitig lustig und die Bilanz des Jahres in wenigen Worten zusammen fassend. Aber nach 83 Beiträgen, 103 Kommentaren und 10297 Besuchen (!!!) fällt mir einfach nichts mehr ein.
Ist ja auch nicht so schlimm, finde ich denn mit dem Kopf stecke ich eigentlich derzeit mitten in meinem Gepäck - bzw. in der Planung des selbigen. In 2 Stunden kommt der Bus, der uns zum Flughafen bringt und um 20:45 geht der Flug - wie schon auf dem Hinweg zunächst über Bangkok und dann nach Frankfurt. Der Abschied aus Hanoi fällt mir überhaupt nicht schwer, aber das Wissen, oder Nichtwissen, wann ich überhaupt wieder einmal zurück nach Vietnam kommen könnte, hinterlässt schon einen schwarzen Fleck auf der Vorfreude, nach Hause zu kommen. Leise Sehnsucht nach Hue und "meinem" Berg kommt immer wieder auf und wird die nächsten Tage wohl auch stärker. Ich vermute, ich bin schon ziemlich nah an jenem Punkt, über den ich eines Abends mit Hugh in einer Bar in Hue gesprochen habe: Wenn man lange in Vietnam lebt, gibt es irgendwann einen Zeitpunkt, an dem man spürt, dass man nicht wieder zurück in seine alte Heimat kann. Der Mann muss es wissen, er lebt schließlich seit ungefähr 9 Jahren in Hue. Vielleicht ist es gut, dass ich Vietnam jetzt verlassen muss - besonders wenn es jetzt schon überraschend schwer fällt sich von dieser "Hass-Liebe" zu trennen.
Es ist auch überhaupt nicht übertrieben, wenn ich dieses Jahr als das bisher wichtigste in meinem Leben bezeichne. Ich hatte das Glück unvergessliche Erfahrungen und Bekanntschaften zu machen. Und warscheinlich habe ich mehr gelernt, als in 3 Jahren in Deutschland. Auch - oder vorallem - über mich selbst. Sehr klar wurde auch das Bewusstsein, welches Privileg ich hatte, einfach aus einer "Laune" heraus ein Jahr im Ausland zu arbeiten. Trotzdem... es wird noch eine ganze Weile dauern bis ich wirklich alles realisiert und verarbeitet habe. Das Jahr hat mir jedenfalls genug Stoff zum Nachdenken geliefert.
Mit diesem Eintrag beende ich meinen Blog nun (vorerst). Und sage "Hen gap lai" zu Vietnam. Einem Land das so facettenreich und schön ist, dass man sich nicht wundert, wenn die Bevölkerung die gewaltigen Probleme der Vergangenheit und der Gegenwart manchmal einfach so zu vergessen scheint. Einem Land, in dem man sich völlig verliert und das einen im nächsten Moment in die Flucht schlagen kann.
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